Herkunft und Geschichte der Rasse Polski Owczarek Nizinny

 

Über die Herkunft der Rasse Polski Owczarek Nizinny (abgekürzt PON) gibt es keine eindeutigen Belege. Vermutet werden asiatische Hunderassen wie der Tibetterrier, der Lhasa Apso oder der Tibetspaniel als Vorfahren. Eine erstmalige schriftliche Erwähnung im „Handbuch für Zoologie“ aus dem Jahr 1779) von Krzysztof Kluk – Zoologe und Botaniker – und die Akten des Zamoyskis-Majorats sprechen für eine alte Herkunft des PON. Es werden „…einfache, wuschelige Hunde, sehr gelehrig, mit großem Verstand und die Gedanken des Schäfers ahnend…“ erwähnt.

In Polen begannen Anfang des 20. Jahrhunderts Maria Czetwerryska-Grocholska und die Schwestern Wanda und Rosa Zoltrowska diesen Hundetyp reinrassig zu züchten. Der Eigenschaften als Gebrauchs- und Arbeitshund standen im Fokus der züchterischen Bemühungen. 1924 wurden erstmalig Hunde dieser Rasse auf der Geflügel-Tauben-und Hundeausstellung in Warschau gezeigt.

Ende der 1930er Jahre gab es durch den polnischen Zuchtverband Anstrengungen mit dem Ziel, alle PON-typischen Hunde registrieren zu lassen. Der Zweite Weltkrieg machte diese Bemühungen zunichte. Nach dem Ende des Krieges waren in Polen nur noch wenige Tiere dieser Rasse bei Bauern zu finden. Dass die Rasse fortbestehen konnte und vereinheitlicht wurde, ist maßgeblich der polnischen Tierärztin Danuta Hryniewicz (1914-2007) mit ihrer Zucht z Kordegardy zu verdanken. Sie reiste durch das polnische Tiefland und kaufte einige der letzten verbliebenen Hunde dieser Rasse auf. Durch gezielte Inzucht wurde der Stammvater der Nachkriegs-PONs Smok Kordegardy geboren. Frau Hryniewicz stand mit ihren Bemühungen um die Rasse nicht allein da: Elzbieta Kusionowicz mit ihrer Zuchtstätte z Babliej Wsi konnte ebenfalls Erfolge für den Erhalt des PON aufweisen. Aus ihrer Zucht stammt der Rüde Szilem z Babliej Wsi, der ebenfalls als einer der Urväter des PON gilt. Die Zuchtstätte z Babliej Wsi hatte allerdings nur wenige Jahre Bestand. Dennoch hat auch Szilem berühmte Nachfahren wie Witez z Kordegardy oder Radosz z Psiego Raju. Mitte der 1950er Jahre fand in Bydgoszcz die erste Hundeausstellung nach dem Krieg statt. Hier wurde Smok z Kordegardy erstmals ausgestellt. Er wurde zum Leitbild der Rasse, und nach ihm formulierte die Sektion Bydgoszcz, der kynologische Club in Polen 1959 den Standard. Weitere berühmte PONs aus dieser Zeit sind Inkluz z Kordegardy, Isia z Kordegardy und Hajda z Kordegardy. 1963 wurde die Rasse Polski Owczarek Nizinny durch die FCI anerkannt.

In die Bundesrupublik kamen die ersten PONs 1972 durch Jörg Haufschild. Er reiste unter schwierigen Bedingungen nach Polen und konnte durch einen Tausch gegen zwei Kaninchendackel den Rüden Limbo Urania nach Deutschland bringen, der zum Stammvater der PONs in der BRD wurde. Im Jahr 1975 fiel der erste PON-Wurf in der Bundesrupublik Deutschland in der Zuchtstätte von Otti mit 3 Welpen (2 Rüden/1 Hündin). Züchter war Jörg Haufschild. Am 10. November 1969 fiel der erste Wurf Polski Owczarek Nizinny in der DDR und wurde in das Zuchtbuch der Sparte Spezialzuchtgemeinschaft für Hirten- und Hütehunde des Verbandes der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter eingetragen. Die erste Züchterin des Polski Owczarek Nizinny in der DDR war Gertrud Gartenschläger mit ihrer Zuchtstätte vom PON-Garten, deren PON-Hündin Czeremcha z Colchidy von dem berühmten PON-Rüden Doman z Kordegardy erfolgreich gedeckt wurde, mit 4 Rüden/4 Hündinnen. Das Zuchtbuch der VKSK Spezialzuchtgemeinschaft für Hirten- und Hütehunde in der DDR verzeichnete bis zum Ende der DDR 1990 1665 Eintragungen. Im Zuge der Vereinigung der beiden deutschen Staaten wurde die Sparte für die PON-Zucht im VKSK im Juni 1990 aufgelöst, und die meisten Züchter der Rasse PON aus der DDR schlossen sich dem Allgemeinen Klub für Polnische Hunderassen e. V. an.

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